Der künstlerische Gestalter
des Osterzgebirges.
Wer den Namen Erich Buchwald-Zinnwald hört, wird ihn wohl in erster Linie mit der Holzschnittkunst in Verbindung bringen. Hier schuf er etwas Unverwechselbares und Besonderes, das gilt natürlich vor allem für seine einzigartigen Farbholzschnitte und seine zahlreichen Ölgemälde und Skizzen über Zinnwald im Osterzgebirge und die nähere Umgebung des hochgelegenen Kammdorfes.
Doch auch seine unverwechselbaren Bilder über seine Reisen in die Schweiz oder Italien und die zahlreichen Blumen, die sehr gerne zeichnete und deren Schönheit er in Bildern festhielt, gehören zum reichhaltigen Schaffen des Künstlers.
Bei Wind und Wetter mit der Staffelei vor Ort und den Skizzenblock immer zur Hand.
Die Herbheit und Schönheit der Landschaft auf dem Kamm des Osterzgebirges, prägten sich dem Künstler tief ein und beeinflussten nachhaltig das Schaffen Erich Buchwalds. Von einigen Ausnahmen abgesehen beschränkt er sich bei seinen Motiven auf die Gegend in und um Zinnwald, Altenberg und Geising.
Unbekümmert um die Meinung namhafter Künstler um die Jahrhundertwende, die dem Osterzgebirge jeglichen malerischen Wert absprachen, gestaltete er die schlichten Motive aus der osterzgebirgischen Kammgegend. Er hält das Wesentliche dieses Landstriches, die kleinen spitzgiebeligen Häuschen, die vom Wind und Wetter zerzausten Bäume, den Wald, eine Bergwiese mit ihrer vielfältigen Blütenpracht oder die heranziehenden Wolken in seinen Gemälden, aber besonders in seinen Holzschnitten fest. Damit wurde er zum Verfechter einer echten Heimatkunst im besten Sinne des Wortes.
Typisch für seine Ölbilder sind die dünn aufgetragenen Farben, wobei er den Malgrund stellenweise sogar ausspart. Dieser dünne Farbauftrag kennzeichnet seine Bilder und gibt ihnen eine eigenartige Frische. Teilweise malte er diese Bilder sogar auf einer Feldstaffelei im Freien.
Albert Wiese schreibt dazu in seiner Februarausgabe der “Glückauf” (Zeitschrift des Erzgebirgsvereins Sitz Frankfurt Main E.V.) 1968: “Im Sommer ist das ja nicht schwierig. Aber man konnte unseren Künstler auch im Schnee arbeiten sehen. Oder wenn der Sturm über die Hochfläche pfiff, dann stand Buchwald trotz aller Schwierigkeit und malte, mit der linken Hand außer der Palette noch die Staffelei gegen den Wind festhaltend.”
Etwas mehr Farben kamen nach seinen Urlaubsreisen in den Jahren 1928 – 1936 nach Italien und der Schweiz ins Spiel. Doch seine Maltechnik war nie von lauten Farbzusammensetzungen geprägt.
Holzschnitte mit der Hand geprägt
Erich Buchwald verwendete für seine Holzschnitte keine Farbwalze oder Druckerpresse, sodass jedes Bild ein Originalwerk darstellt.
Der Rezensent Friedbert Ficker schrieb in einem Artikel, zum 75. Geburtstag Erich Buchwalds, in der Glückauf 7. (69.) Jahrgang 1960 folgendes über die Holzschnitte des Künstlers.
“… In die Jahre um 1906 bis 1907 fallen auch die ersten Versuche des Künstlers in der Technik des Holzschnittes, die freilich zunächst völlig misslangen. Doch hören wir hierzu am besten den Künstler einmal selbst:
“… Ich versuchte nun damals auch mein Glück und wollte einen farbigen Holzschnitt nach einem Bilde, das ich in Zinnwald gemalt hatte, anfertigen. Ein weißer Hausflur, wie sie in Zinnwald in den Häusern waren, die Tür stand auf, die Landschaft im Sommer, malerisch eine feine Sache, für einen Holzschnitt aber ganz ausgeschlossen. Es wurde aber auch ein großer Misserfolg. Dann versuchte ich ein anderes Bild von mir zu schneiden. Eine weiße Ziege gegen blauen Himmel, an einem Hang mit einer Hirtin und zwei jungen Zicklein, ein schwarzes und ein weißes. Das war in großen Flächen angelegt, aber hier scheiterte wieder die Zeichnung. Die kleinen Zicklein waren sehr schwierig zu schneiden. Also auch kein Erfolg. … Meinen ersten Erfolg hatte ich dann einige Jahre später. An einem grauen Wintertag sah ich vom Fenster aus unser Nachbarhaus und etwas Wald in der Ferne. Alles groß in Flächen, der graue Himmel, der Schnee, das dunkle Schindeldach, in der Ferne der bläuliche Wald. Ein Holzschnitt, fertig zum schneiden und drucken. So entstand mein erster gelungener Holzschnitt, dem dann bald weitere folgten…”
Seine ersten künstlerischen Erfolge errang er mit den Farbholzschnitten “Ein trüber Wintertag”, “In den Halden von Zinnwald” und “Herbst in Zinnwald”, die das Kupferkabinett in Dresden erwarb und ihn damit in breiteren Künstlerkreisen bekannt machten.
Das sich Erich Buchwald vom japanischen Farbholzschnitt beeinflussen ließ, ist kein Zufall, sondern kam mit dem starken Hang zum Dekorativen bei feiner Abstimmung der Farben seiner Veranlagung am nächsten. In der Tat hat er in seinen Zeichnungen, Gemälden oder Farbholzschnitten immer das vor der Natur gesehene auf eine einfache Formel gebracht. Hier kommt das das alte Wort “künstlerischs Gestalten heißt weglassen” voll zur Geltung. Am stärksten ist die Eigenart seiner künstlerischen Auffassung in den Farbholzschnitten ausgeprägt. Dabei verliert sich Erich Buchwald aber nicht etwa in ästhetisierende Spielereinen mit Farben und Flächen. Er versteht es vielmehr, die Formen auf das wesentlichste zu abstrahieren, d. h. in den stark vereinfachten Formen das typische der dargestellten Dinge zum Ausdruck zu bringen. So sind z. B. seine Bäume nicht nur Bäume schlechthin, sondern sie sind unter ihren besonderen Lebensbedingungen gesehen, in ihnen ist der ganze Kampf mit den Unbilden der Witterung mitgestaltet, an seinen Erzgebirgshäuschen können wir geradezu deren Geschichte ablesen.
Eine solche Art zu schaffen setzt natürlich eine genaue und gründliche Kenntnis von Land und Leuten und ein feines Einfühlungsvermögen in deren Eigenarten voraus. In glücklicher Weise vereinigt der Künstler beide Voraussetzungen in sich, hat es ihn doch über Jahrzehnte hinweg alljährlich für Monate hinaufgezogen nach der Kammhochfläche. In stiller, aber ertragreicher Arbeit ist dort ein Lebenswerk entstanden, mit dem er selbst gleichsam zu einem Stück dieser Gegend geworden ist. Fern von aller Effekthascherei oder gewollten Originalität hat er damit sich und zugleich
vielen anderen Menschen das Osterzgebirge künstlerisch erschlossen…”
Neben seinem geliebten Zinnwald malte Erich Buchwald aber auch sehr gern Blumen, sodass im Lauf der Jahre auch zahlreiche Stilleben zu diesem Thema entstanden. In seinen letzten Jahren bei seinem Sohn Gustav in Krefeld malte er diese sogar oft mit Filzstiften.